Besuch einer Bananenplantage auf Teneriffa

Published by Janina Storjohann on

Denkt man an die Kanarischen Inseln, denken die meisten wohl an Sonne, Strand und Urlaub. Doch die Canarios leben nicht nur vom Tourismus, sondern auch vom Obstanbau. Schon auf Gran Canaria sind uns die weitläufigen Bananenplantagen entlang der Strassen aufgefallen und so begann ich im Internet über die Thematik zu recherchieren und buchte etwas später eine Führung auf der Finca las Margaritas für unseren Aufenthalt in Teneriffa. Auf Teneriffa hatte nämlich eine Kooperative die clevere Idee, Tourismus und Obstanbau miteinander zu verbinden. So kommt es, dass man in Las Margaritas seit 2012 Dienstags bis Donnerstags für je drei Stunden am Tag die Plantage mit anschliessendem Tasting und Direktvermarktung der Produkte an die Besucher besuchen kann.

Medial werden die kanarischen Inseln und spezifisch La Palma und Teneriffa auch als Inseln des ewigen Frühling bezeichnet. Grund dafür ist, dass dort ganz jährlich ausgeglichenen Temperaturen herrschen, welche zum einen durch den Passatwind und zum anderen durch den kalten Kanarenstrom hervorgerufen werden.

Auf Teneriffa werden ungefähr 54 % der Landfläche landwirtschaftlich genutzt für den Anbau von Kartoffeln, Orangen, Mangos, Wein, Zitronen, Papayas und Avocados, aber eben auch von Bananen, welche auf den Kanaren Plátanos genannt werden. Mit rund 136.000 Tonnen Bananen hat Teneriffa hier sogar den größten Produktionsanteil im Vergleich zu den anderen kanarischen Inseln.

In der Plantage Finca Las Margaritas begann der Bananenanbau im Jahr 1977. Während unserer Führung durch die 18.000 Bananenstauden wurde uns nicht nur von den Anbaubedingungen und dessen Schwierigkeiten wie zu starke Sonneneinstrahlung, Wind und der Umgang mit den Wasserressourcen, sondern auch vom Lebenszyklus der Bananensorte Cavendish berichtet.

So erfuhren wir, dass der Muttertrieb etwa 9 Monate bis zur endgültigen Höhe und weitere sechs Monate (je nach Intensität der Sonneneinstrahlung) bis zur Fruchtreife benötigt. Dieses Vorgehen bewirkt, dass man auf einer Bananenplantage alle möglichen Stadien der Pflanzen- und Fruchtentwicklung nebeneinander finden und das ganze Jahr über Bananen ernten kann. Nachdem eine Staude die Fruchtreife vollendet hat, wird der Stamm abgeschnitten und dient seinen Tochterpflanzen als Wasserreservoir.

Das Innere einer Bananenstaude – das perfekte Wasserreservoir
Bananen Schössling 5 Monate und 4 Wochen alt (von links nach rechts)
Erste Bananen unter dem sogenannten Büschel

In diesem Kontext haben wir ebenfalls erfahren, dass die kultivierten Bananensorte sich nicht wie gewöhnlich durch Bestäubung und Samen vermehren und ihre Frucht bilden, sondern durch Schösslinge. Dieser Vorgang wird Parthenokarpie genannt und steht für die Fruchtausbildung ohne vorherige Befruchtung. Durch Züchtungsverfahren mittels Gentechnik können so in der konventionellen Landwirtschaft besonders kräftige Mutterpflanzen vervielfacht werden. Nach circa sieben Lebenszyklen (beinahe gleichzusetzen mit sieben Jahren) wird dann auf der Finca las Margaritas die alte Pflanze aus der Erde genommen und ein komplett neuer (geklonter) Schössling gepflanzt.

Bananen kurz vor der Reife
Die leckeren Bananen-Produkte
Segler am erkunden

Geerntet werden die Bananen übrigens etwa 14 Tage vor der endgültigen Reife und werden dann von den Arbeitern mit einem Kissen auf der Schulter – damit die Früchte keinen Schaden nehmen – zum Lieferwagen getragen. Per Lieferwagen werden dann die Bananen innerhalb der Kooperative gesammelt und in eine Halle transportiert, in welcher Sichtkontrolle, Waschen, Etikettieren und Verpacken der Bananen erfolgt. Erst nach diesem Schritt innerhalb der Lieferkette, werden die Bananen dann an Reifehäuser, Händler und Grossverteiler geliefert.

In Europa bzw. Deutschland findet man übrigens im Supermarkt nur als absolute Besonderheit kanarischen Bananen, da diese für den europäischen Markt als zu klein gelten. Die sogenannte Eurobanane welche von Brüssler Bürokratie definiert wurde und der Handelsklasse 1 entsprechen, muss muss mindestens 14 Zentimeter lang sein und die Dicke mindestens 27 Millimeter betragen. Die meisten Plátanos somit auf dem spanischen Festland und auf den Kanaren selber verzehrt. Schade wie ich finde, wenn man bedenkt, dass die Plátanos schon eine Woche nach der Ernte im europäischen Regalen liegen könnten – Südamerika-Importe dagegen sind bis zu 45 Tage unterwegs. Unteranderem auch auf Grund des langen Transportwegs, reift eine kanarische Banane auch mit drei Monaten rund doppelt so lange wie eine Südamerikanische Banane an der Staude, was wiederum den Zucker- und Wassergehalt beeinflusst und somit schlussendlich auch den Geschmack.

Vom Geschmack konnten wir uns dann übrigens nach der knapp 1.5 Stunden langen Tour selber überzeugen. In mitten der Plantage wurde für uns eine Verkostung von verschiedenen Spezialitäten in welchen Bananen verarbeitet wurden vorbereitet. Dabei handelte es sich beispielsweise um Marmelade, Vinaigrette, Wein und die auf den Kanaren so bekannte Mojo-Soße.

Wir haben bei der Besichtigung vieles lernen können und waren begeistert von der offenen und fröhlichen Art des Guides und den schmackhaften Produkten am Ende der Besichtigung und können jedem dieses Erlebnis wärmstens empfehlen.

Für alle Interessierten stellen wir gerne die Kontaktdaten zur Verfügung:

FINCA LAS MARGARITAS Telefon: Telefon 617 696 045 E-Mail fincalasmargaritasvisitas@gmail.com Website: http://www.fincalasmargaritas.canariasqr.com/

Unsere Kosten für die insgesamt 2.5 Stunden lange Führung inklusive Verkostung lagen bei 7 Euro pro Person.


1 Comment

Reisetipps für die Kanaren · Mai 8, 2021 at 5:03 pm

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