Albanien – Vielseitige Eindrücke eines zuvor unbekannten Landes
Wenn wir berichtet haben, dass wir mit unserem Segelschiff nach Albanien wollen gab es meist zweierlei Reaktionen. Bei den einen leuchteten sofort die Fragezeichen in den Augen auf und es wurde die Frage in den Raum gestellt, ob es denn nicht gefährlich sei. Die andere Reaktion war absolute Begeisterung – überwiegend von Bekannten bei denen wir wussten, dass sie selber schon in Albanien gewesen waren. Von den letzteren wurde uns nicht nur vorgeschwärmt von der Gastfreundschaft und der Unberührtheit des Landes sondern wir erhielten auch einige Tipps. Voller Vorfreude machten wir uns also von Griechenland auf in das für uns bisher unbekannte Albanien.
Ankunft in Durrës
Von Korfu ging es für uns auf direktem Weg in knapp 22 Stunden nach Durrës, die wichtigste Hafenstadt des Landes und zweitgrößte Stadt Albaniens. Es erwarteten uns zwei Stege, an welchem nur ein weiteres Segelschiff lag und so machten wir unsere Leinen fest in einer Kulisse zwischen großen Fähren und Containerschiffen. Sanitäre Einrichtungen haben wir keine Vorgefunden, dafür jedoch fließend Wasser, Strom und das beste WLAN der Reise. Um uns nach der Überfahrt die Beine zu vertreten ließen wir uns durch die Durrës treiben und sogen die ersten Eindrücke von Flachdachbauten und Straßenständen auf, schnell wurde uns auch bewusst, dass der klassische Supermarkt hier eher selten vertreten ist und wenn, die Produkte teurer als in anderen Ländern im Mittelmeer sind. Da der Hafen auf uns einen guten Eindruck machte und unser Principessa hier gut geschützt liegen konnte, beschlossen wir Albanien von Durrës aus zu erkunden.
Die Hauptstadt
Am zweiten Tag in Albanien fuhren wir dem öffentlichen Bus in die 40km entfernte, im Inland liegende Hauptstadt Tirana. Mit einer Art Reisebus ging es für umgerechnet 70 Cent pro Person über die Autobahn in nur 40 Minuten zum Busbahnhof, wo wir auf den Stadtbus wechselten und erneut 10 Cent für eine 10 Minütige Fahrt zahlten.
Unser erster Eindruck von Tirana war Jung, voller Farbe und machte einen überraschend Modern Eindruck im Vergleich zum trist und konservativ wirkendem Durrës. Der moderne Großstadtflair wird besonders spürbar im Viertel Blloku. Dieser Stadtteil war während der kommunistischen Ära für die Normalbevölkerung gesperrt. Nur hochrangige Parteimitglieder durften diesen betreten. Nach dem Ende des Kommunismus hat sich die Bevölkerung diesen jedoch zurückgeholt und heute quillt das Viertel vor Cafés, Galerien und hippen Shops über. Als wir am späten Nachmittag noch an einer Free Walking Tour teilnahmen, wurde uns die Vielseitigkeit der Stadt noch bewusster und wir lernten viel über die Geschichte Albaniens.
Unser Roadtrip in den Süden
Um noch mehr vom Land zu entdecken entschieden wir uns für 5 Tage ein Mietauto zu buchen. Unser erstes Ziel war der Süden des Landes, genauer gesagt die Stadt Saranda. Schnell war uns klar es soll entlang der SH8 gehen, ein kleines Highlight Albaniens und laut Internet sogar die schönste Straße des Landes. Nach dem wir die ersten Kilometer hinter uns gelassen hatten begann sich die Landschaft von kargen Ebenen hin zu grünen Bergen zu verwandeln. Von dem Städtchen Vlora aus führt die Strasse erst ein kleines Stück an der Küste entlang, bis es durch den Llogara Nationalpark kurvenreiche und grüne Passstrasse hinaufging.
Am Straßenrand begleiteten uns stets die vielen kleinen Stände bei denen nahe Durrës noch überwiegend Melonen und gegrillter Mais verkauft wurde, sobald wir den Nationalpark erreicht hatten wechselte das Angebot jedoch auf Honig und getrocknete Kräuter. Am Pass angekommen wechselte die Landschaft von sattem Grün zu endlosen Blau.
Auf Grund einer Empfehlung stoppten wir 60km südlich von Saranda bei der Schlucht Gjipe, definitiv ein schöner Strand, aber uns etwas zu stark besucht. Aber wie es immer so ist, an der Küste tummeln sich die Touristen und die darauffolgenden Tage im Landesinneren und Norden begegneten uns nicht mehr annähernd so viele Urlauber.
Von Saranda selber haben wir nicht viel gesehen, da wir erst gegen Abend in unserem hübschen kleinen Apartment angekommen waren und dann direkt auf Empfehlung unserer Vermieterin das Lëkurësi Castle zu traditioneller Life Musik und mit atemberaubender Aussicht auf die Skyline Saranda zu Abendgegessen haben.
Über das Inland zurück nach Durrës
Für die knapp 250km zurück nach Durrës haben wir zwei Zwischenstopps geplant gabt, welcher eher der klassischen Touristischen Natur waren. Als erstes Fuhren Richtung Osten zur Quelle Siri i Kaltër. Selten haben wir so klares uns strahlend blaues Wasser erlebt wie bei dieser Karstquelle. Der Anblick lud trotz der kühlen 12 Grad Wassertemperatur ein kurz Baden zu gehen. Auf Grund der Kälte und der enormen Touristenmassen (auf der ganzen Reise waren wir noch nicht an einem so belebten Touristischen Ort) dauerte das Badevergnügen nicht lange an.
Den zweiten Stopp legten wir in Gjirokastra ein. Die Stadt zählt seit 2005 zum UNESCO-Welterbe und ist eine der ältesten Städte des Landes. Besonders begeistert waren von der gleichnamigen Burg welche sich entlang des schmalen Hügelrückens oberhalb der Altstadt befindet und bietet deshalb von den Burgmauern auch einen tollen Blick über die Stadt.
Als wir wieder zurück in das Auto gestiegen sind führte uns die Straße durch ein Tal entlang eines in den schönsten türkistönen funkelndem Wasser in dem nur wenig Wasser führendem Flussbetts. Nach dem Tal erreichten wir endlos wirkende Felder in denen meist Jugendliche in der Wiese lagen und dicht neben ihnen Kühe, Esel oder Truthähne auf dem Feld weideten.
Mit dem Auto in den Norden
Als wir einen Tag später mit dem Auto in den Norden nach Shkodër fuhren bot uns ein ganz anderer Anblick. Weit weg erschien uns plötzlich die aus dem Autofenster beobachtete Landidylle. Es folgten zunächst unverputzte immer größer werdende Häuser bis wir schließlich durch ziemlich moderne Städte fuhren, gesäumt von großen und aufwändig geschmückten Festhallen. Und je mehr die kleinen Straßenstände abnahmen, desto mehr entdeckte man Supermärkte in denen sogar Bio-Ware per Straßenaufsteller angepriesen wurde.
Shkodër selbst ist ein hübsches Städtchen mit italienischem Flair und hat uns so gut gefallen, dass wir spontan eine Nacht im Hostel verbrachten, um am nächsten Tag an einer Free Walking Tour teilzunehmen um noch mehr über die Region und die Stadt selber zu erfahren. Während der Tour bot uns wieder ein sehr diverses Bild von Albanien, schlenderten wir einerseits durch aufwändig geflieste Fußgängerzonen um 5 Gehminuten später auf der traditionellen Einkaufsstraße in einem Gewirr zwischen Fischen und Okraschoten zu stehen, welche auf improvisierten Ständen aus Umzugskartonagen angepriesen wurden.
BUNK-ART II
Am vorletzten Tag zog es uns noch einmal in das sogenannte BUNK-ART Museum, welches uns auf der Free Walking Tour von unserem Stadtführer empfohlen wurde. Das Museum BUNK-ART II befindet sich dabei in einem der 173371 Bunker welche zwischen 1972 und 1984 in Albanien erbaut wurden. Ein Monument, welches wohl eher als Mahnmahl dient und eindrucksvoll dokumentiert wie es Albanien zu Zeiten des Kommunismus ergangenen ist.
Das Museum führt den Besucher dabei zunächst durch die Geschichte Albaniens in den vergangenen 110 Jahren. Danach folgen einige Installationen von Künstlern, welche sich mit der Zeit des Kommunismus auseinander setzen. Einen Besuch in diesem Museum würden wir jedem sehr empfehlen.
Albanien war abwechslungsreich und vor allem lehrreich, es war spannend innerhalb nur weniger Tage so ein diverses Bild eines Landes zu bekommen und Einblicke in eine, wie wir finden für das Mittelmeer, ganz andere Kultur zu erhalten. Nach den eineinhalb Wochen ist für uns klar, wir kommen definitiv wieder und sind gespannt, was wir dann noch alles entdecken werden.
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