Gibraltar – Affen, Pubs und Palmen
Gibraltar an sich, war mir vor unserer Segelreise nicht wirklich ein Begriff – da möchte ich ehrlich mit euch sein. Klar, die Strasse von Gibraltar war mir bekannt, als dann unter Seglern der Tipp ausgetauscht wurde auf der „britischen Seite“ von Gibraltar anzulegen um dort den günstigen Sprit zu tanken, war ich im ersten Moment etwas verwirrt, fragte dann jedoch nach und fing an mich darüber zu informieren.
Und genau dafür bin ich dieser Reise auch so dankbar, für all diese „AHA“ und „Oh so ist das also“ Momente. Gerne möchte ich mit euch im folgenden Beitrag teilen was ich alles gelernt habe und berichten, was wir dort alles erlebt haben und wie es uns gefallen hat.
Gibraltar
Gibraltar ist die Südspitze der iberischen Halbinsel und liegt somit, aus Sicht des Mittelmeers, am Eingang der Strasse von Gibraltar. Wie man sich anhand der geographischen Lange vorstellen kann, war die Landzunge schon lange ein strategisch wichtiger Punkt.
Dominiert wird die Landzunge übrigens von einem gigantischen Kalksteinmonolith, dem Upper Rock, einem Berg mit 426 Meter Höhe. Über die Jahrhunderte wurde dieser mehr und mehr zur Festung ausgebaut und war von Arabern, Spaniern, Niederländern und den Briten stark umkämpft. Seit der Eroberung der Briten 1704 wurde er jedoch von keiner anderen Nation mehr eingenommen und geniesst seither als Überseeterritorium Autonomie.
Politische und Mediale Konflikte über die 6.8 km² grosse Region sind jedoch nach wie vor aktuell. So ist Gegenstand der momentanen Debatte die Fischgründe vor der Küste Gibraltars – welche Spanien auf Grund der Zwölf-Meilen-Zone als spanisches Hoheitsgewässer definiert und Gibraltars Hoheitsgewässer auf den Hafen beschränkt. Die Briten definieren ihre Hoheitsgewässer jedoch anders und haben 2012 kurzerhand ein künstliches Riff vor der Küste Gibraltars angelegt um (angeblich) die marine Biodiversität zu fördern. Durch dieses künstliche Riff ist die Netzfischerei der spanischen Fischer nun jedoch nicht mehr möglich, woraufhin die Spanier seither an der Grenze verschärft kontrollieren. Leittragende sind hier jedoch überwiegend die 15.000 Grenzgänger, Spanier die aus den ärmeren Regionen wie La Linea (mit 39% Arbeitslosigkeit) kommen und zum arbeiten ins wohlsituierte Gibraltar pendeln (Stand 2020, Quelle SRF & Euronews).
Der Konflikte über das Territorium ist somit bis heute ein Katz und Maus spiel. Welcher gerade auch wieder durch den Austritt von GB aus der Europäischen Union entfacht wurde. Gegenstand der Diskussionen sind dabei all die Sonderrechte welche Gibraltar geniesst.
Dieser Konflikt ist in vieler Hinsicht bedauerlich, nicht nur für die Bevölkerung sondern auch Probleme wie der Drogenschmuggel von Marokko nach Gibraltar und La Linea, bei welchen beide Parteien noch mehr an einem Strang ziehen könnten und müssten.
Die Position der Bevölkerung von Gibraltar ist dabei übrigens eindeutig, bei einem Referendum 2002 stimmten 99% der Wahlberichtigten für den Verbleibt in Großbritannien und gegen den Plan die Souveränität des Gebiets zu teilen.
Affen, Pubs und Palmen
Kurz den Reisepass den Grenzbeamten gezeigt und schon passiert man die Grenze und läuft geradewegs in die erste Besonderheit der kleinen Halbinsel. Die Einreise per Auto, Motorrad und zu Fuss ist nämlich nur über die Landebahn des gibraltanischen Flughafens möglich. So kam es sogar vor, dass wir an der Ampel warten mussten, da gerade ein Flugzeug unseren Weg kreuzte und ein paar Meter von uns entfernt startete. Nach Überquerung der Landebahn, erwarten uns Palmen und die typischen roten Telefonzellen, dieser Anblick bescherte und sofort ein Lächeln im Gesicht und wir waren neugierig auf weitere Einblicke in das sonnige Great Britain.
Angekommen in der Main Street liess sich erahnen, welche Touristenmassen hier zu Stosszeiten wohl durchgeschleust werden. Dies liegt unter anderem auch am Sonderstatus von Gibraltar als zollfreie Zone, sodass hier besonders viele Tabakwaren, Parfüms und Alkohol in unzähligen Duty-Free-Geschäften angeboten werden. Und obwohl die Fussgängerzone zumindest Architektonisch sehr unspektakulär ist, hat es uns gefallen einen Eindruck zu erlangen vom spanisch-englischen Mix, welcher deutlich wurde, durch die Vielzahl an Pubs sowie Fish and Chips angeboten, aber auch Feinkost-Schinken Läden und Tapas-Bars. Ein kühles Guinness unter spanischer Sonne ist aber auf jeden Fall seine Erfahrung wert und hat uns gut geschmeckt.
Noch spannender fanden wir jedoch den Upper Rock, der Felsen zwischen Stränden und Stadt, auf welchem eine Kolonie von Berberaffen lebt. Besuchen kann man die einzigen wilden Affen Europas zu Fuss, mit dem Taxi oder der Gondel, für welche wir uns entschieden hatten. Nach einer 10 Minütigen Gondelfahrt warteten oben direkt die ersten Affen auf uns, welche sich (hingegen aller Berichte die wir im Internet gelesen hatten) ganz ruhig verhielten und sich nicht weiter für uns interessierten. Während die Affen absolut populär sind, gab es einige Besonderheiten im und um den Upper Rock von welchen wir vor unserem 16km langen Rundmarsch um den Felsen noch nichts wussten. Besonders hervorzuheben ist dabei die St. Michael´s Cave. Dabei handelt es sich um eine der über 150 Höhlen, welche im porösen Kalksteins über Jahrtausende vom versickernden Regenwasser ausgewaschen wurden und die ständigen Rinnsale und Tropfen des kalkhaltigen Regenwassers im Lauf der Zeit prachtvolle Stalagmiten und Stalaktiten geformt haben.
Ihr bemerkt es sicher in meinen Zeilen, mir hat Gibraltar sehr gut gefallen und es war eine besondere Erfahrung in der ich, ganz nebenbei, noch einiges gelernt habe.
Interessiert ihr euch mehr für die Situation des kleinen Städtchens La Linea, welches direkt an der Grenze zu Gibralter liegt? Dann kann ich euch folgendes Empfehlen:
- Netflix Doku „La Linea: Im Schatten der Drogen“
- Artikel vom SRF
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