Seekrankheit – verstehen & vorbeugen

Published by Janina Storjohann on

Oftmals wird schmunzelnd vom „Fische füttern“ gesprochen, wenn man sich über die Kinetose, umgangssprachlich auch Seekrankheit unterhält. Auf den ersten Blick habe ich auch das Gefühl, es ist beinahe verpönt als Segler darüber zu sprechen oder gar selber davon betroffen zu sein. Die meisten Segler (in unserem Umfeld) sind jedoch trotzdem früher oder später, länger oder kürzer davon betroffen. So auch ich, übergeben musste ich mich zum Glück erst ein einziges Mal, flau ist mir hingegen ziemlich oft.

Auch wenn im Prinzip jeder Mensch einmal seekrank werden kann: Werden Frauen oft schneller seekrank als Männer, Kinder öfter als Erwachsene und Migränepatienten öfter als Gesunde.

Seekrankheit VERSTEHEN Doch was passiert genau mit dem Körper auf dem Meer? Genau wie bei der allgemeinen Reise- und Bewegungskrankheit auch, stehen bei der Seekrankheit verschiedene Sinneseindrücke miteinander im Konflikt. Insbesondere unter Deck entsteht für das Gehirn der visuelle Eindruck eines unbewegten Raumes obwohl das ganze Schiff schwankt und das Gleichgewichtsorgan dies auch wahrnimmt. Somit passen beide Eindrücke (Bewegung/keine Bewegung) nicht zueinander und sind widersprüchlich, wodurch das Gehirn irritiert ist. Auf Grund der Irritation wird deshalb der Botenstoff Histamin ausgeschüttet und dadurch das Brechzentrum aktiviert. Ein erhöhter Histaminspiegel sorgt übrigens auch bei Frauen für die klassische Übelkeit in den ersten Monaten einer Schwangerschaft.

Viele Menschen reagieren darauf zunächst mit Müdigkeit, leichten Kopfschmerzen und häufigem Gähnen. Erst danach kommt es zu den klassischen Symptomen der Seekrankheit: Schwindelgefühl, Übelkeit und Erbrechen.

Seekrankheit VORBEUGEN

Wie so viele Krankheiten wird auch die Kinetose beeinflusst durch ausreichend Schlaf, das allgemeine Wohlbefinden und auch die psychische Verfassung. Leichte Kost, kein Alkohol und viel Schlaf können den Ausbruch von Seekrankheit verhindern oder zumindest die Symptome lindern. des Weiteren hilft:

  • Histaminspiegel gering halten Versuche deshalb Histaminhaltige Nahrung vor und während der Reise zu meiden oder am besten darauf zu verzichten. Besonders Histaminhaltig sind beispielsweise Salami, Rotwein, Weizenbier, Schwarztee, Hartkäse (lang gereifter Käse), Hülsenfrüchte und Erdbeeren sowie Hefehaltige Lebensmittel.
  • Histaminspiegel bewusst senken Eine senkende Wirkung haben Lebensmittel wie kurz gereifte Käsesorten wie Frischkäse oder Mozzarella, Getreide wie Reis und Hirse, Kräutertee, Apfelessig und Honig. Ebenfalls soll Vitamin C und Ingwer helfen.
  • Der Blick in die richtige Richtung Bei den ersten Anzeichen soll es helfen, einen festen Punkt am Horizont zu fixieren. Noch besser ist es, selbst an das Ruder zu gehen. Nicht lesen oder zuviel auf technische Geräte wie das Handy oder den Laptop schauen.
  • Schlafen Hilft der Blick zum Horizont nicht, sollten Sie, beziehungsweise Ihr Kind sich flach hinlegen und die Augen schließen. Dies geht natürlich am besten auf Ihrer Kabine. Wenn Sie einschlafen ist das nicht schlimm – ganz im Gegenteil, denn im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn quasi nicht aktiv.
  • Medikamente, Kaugummis und Armbänder Oft beruhigt es schon, wenn man weiß, dass man sich helfen könnte, wenn das Schwanken einsetzt. Die Palette mit Hilfsmitteln ist lang – wir empfehlen eine Beratung vom Arzt oder in der Apotheke. Unser Geheimtipp sind jedoch die verschreibungspflichtigen Pflaster (welche man sich hinter das Ohr klebt und 72 Stunden ihre Wirkung entfalten) mit dem Namen: Scopoderm. Anstatt Tabletten oder anderen Arzneimitteln gegen Reiseübelkeit einzunehmen sind viele Segler auch überzeugt von SEA BANDS, welche durch Akupressur ebenfalls Übelkeit vorbeugen.

Das meiste meines Wissens konnte ich auf einem Langfahrten-Seminar auf der Bootsmesse in Düsseldorf aneignen, einiges habe ich zusätzlich noch recherchiert oder durch Gespräche mit anderen Seglern gewinnen können. Für weitere Tipps und Ergänzungen bin ich dankbar und hoffe aber in erster Linie bei euch für etwas mehr Klarheit und neuen Tipps sorgen zu können. Das Wichtigste ist jedoch offen über das Thema zu sprechen und sich bewusst zu machen, dass es jeden treffen kann und es eine ganz normale körperliche Reaktion ist.


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