Europas längste Lavaröhre
Überall auf den Kanaren schlägt mein Geographen Herz höher wenn ich die Vielzahl an vulkanischen Prozessen und morphologischen Erscheinungen sehen und entdecken kann. In der Gemeinde Icod de los Vinos im Nordwesten von Teneriffa befindet sich die Cueva del Viento, auf welche ich mich im Vorhinein besonders gefreut habe und meine Erwartungen definitiv erfüllt hat. Mit 17 Kilometer länge und drei verschiedenen Ebenen, ist sie die größte Lavaröhre Europas und gilt – nach den vier anderen auf Hawaii befindlichen – als fünftgrößte der Welt. Ihr weiteres Einstellungsmerkmal sind die Vielzahl an unterirdischen Gängen wodurch die Cueva del Viento auch als grösstes vulkanisches Labyrinth bezeichnet wird.
Entstehung
Entstanden ist die Cueva del Viento durch Lavaströme des Vulkankegels Pico Viejo und nicht wie viele denken vom Teide. Doch ihr fragt euch vielleicht, was genau ein Lavatunnel ist. Geologisch betrachtet, handelt es sich hierbei um einen Hohlraum, welcher im Inneren von Lavaströmen gebildet wurde. Der Prozess entsteht während die Lava beim Fließen (entlang des Berghangs) mit kühler Luft in Berührung kommt, denn dadurch erstarrt die Oberfläche und es entsteht eine isolierende Schicht, unter der die Lava weiterfließt, bis sich der Tunnel entleert hat und dadurch die Lavaröhre entstanden ist.
Ablauf der Führung & Besonderheiten Mit dem Mietauto ging es für uns die recht steile, asphaltierte Strasse durch das Dorf hoch zum Besucherzentrum. Oben angekommen wurden wir freundlich begrüsst und erhielten einen Helm mit Stirnlampe. Ausgestattet mit den nötigen Utensilien begannen wir unseren Marsch. Auf einem ehemaligen Handelspfad Camino Real ging es durch Lavafelder und Pinienwälder circa zum 30 Minuten bis zum Eingang der Höhle. Während dieser kleinen Wanderung erfuhren wir zusätzlich noch einige Informationen zur Volksgeschichte, aber auch zur Genese der Lavaröhre.
Angekommen vor dem Eingang zur Cueva del Viento setzten wir unsere Helme auf und stiegen mittels Gitter-Treppe hinab in das Innere des Tunnels. Ganz anders als bei unserem Besuch in der Cueva de los Verdes auf Lanzarote gibt es im Lavatunnel hier auf Teneriffa keine betonierten Wege oder Konzertsäle innerhalb des Tunnels. Grund dafür ist, das versucht wird zum einen, möglichst wenig in das natürliche Ökosystem einzugreifen und zum anderen dem Besucher ein authentisches Erlebnis zu bieten und auch anderes als auf Lanzarote der Besucher viel mehr Einblicke in die geologischen Prozesse erhält. So weiss man auch spätestens unten im Tunnel, warum geschlossene Schuhe für diese Tour verpflichtend sind, der natürliche Untergrund ist sehr uneben und es ragen teils spitze Lavabrocken empor. Als weitere Einführung wurde auf dem Tablett des Guide ein Video abgespielt, welches die Prozesse der Entstehung verdeutlichten und anhand von zeitraffer Videoaufnahmen aus Hawaii demonstrierten.
Danach begannen wir mit Hilfe von Jochen, unserem Guide den Tunnel zu erkunden. Was mir besonders gut gefiel war auch wie sehr auf die unterschiedlichen Formationen und Schichten während der Führung eingegangen wurde. Durch die Zeit hatten sich nämlich durch verschiedene Ausbrüche, drei Lavaschichten gebildet welche man ebenso gut erkennen konnte wie die Flussrichtung oder Formen welche durch die Temperatur und das Abkühlen der Lava entstanden sind. Neben diesen Formationen gab es für mich noch ein weiteres Highlight, gegen Ende der Tour setzten wir uns alle hin und machten unsere Stirnlampen aus um diese völlige Ruhe und Dunkelheit eine Minute lang zu erleben. Ein wirklich einzigartiges Erlebnis bei welchem man nur gelegentlich ein paar Tropfen von der Decke tropfen hörte. Insgesamt dauerte die Führung im inneren knapp eine Stunde.
Mit 20 Euro Eintritt pro Person ist die Cueva del Viento nicht allzu preiswert. Dennoch ist ein Besuch aus unserer Sicht sehr lohnenswert, gerade weil man an der Führung auch auf Deutsch teilnehmen kann und man so alle Prozesse und Informationen versteht ohne Übersetzungsprobleme. Wenn du schon einmal auf Teneriffa bist, solltest du dir die Natur-Besonderheiten aus unserer Sicht nicht entgehen lassen. Denn die Lavaströme und Vulkan-Landschaften der Insel sind für Naturliebhaber und geologisch Interessierte Personen sehr spannend. Vor allem jedoch, wenn du noch nie zuvor in einer Lavaröhre gewesen bist, wird dich die Cueva del Viento garantiert beeindrucken.
Unser Tipp, fragt bei der Buchung der Tour nach Jochen dem deutschsprachigen Guide, er ist ein charismatischer Mensch, welcher sich Zeit nimmt und mit Leidenschaft alles erklärt. Zudem hat er uns nach der Führung noch in seine Finca eingeladen und wir durften seine Gastfreundschaft erleben und seinen spannenden Geschichten über sein Leben lauschen.
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