Der Rückweg zum Spanischen Festland
Ein Beitrag von Tobias Schoch
Die Vorfreude auf den Rückweg von den Kanaren und Madeira nach Gibraltar war gross aber nicht ganz ungetrübt.
Einerseits freuten wir uns auf einen Szenenwechsel von Anlegen in belebten Häfen im Atlantik zu hoffentlich mehr einsamen Buchten im Mittelmeer.Andererseits war es ein grosser Abschied und man bekommt das Gefühl, sich schon auf dem Heimweg zu befinden. Ein Gefühl, dass das Ende naht, obwohl dies noch lange nicht der Fall ist.
Für die fünf Tage auf See hatte ich (Tobi) keinerlei Bedenken mehr und war längst nicht so nervös wie beim ersten Mal. Ich wollte dieses Mal auch auf unsere Seekrankheitspflaster verzichten, da mir diese (nur mir, den anderen nicht) einen dauerhaft unangenehmen Geschmack im Mund bescherten. Dafür nahm ich zu Beginn alle sechs Stunden ein Stugeron (dienen der Vorbeugung von See-, Flug- und Reisekrankheit). Nach drei Tagen ging es aber auch ohne Tabletten ganz gut.
Wie bei der Hinfahrt waren wir nur zu dritt, was wenig Schlaf für jeden von uns bedeutete.Meine Schichten waren aber nicht schlimm, da ich gute Zeiten hatte. Nachts waren es Schichten zu zweieinhalb, tagsüber zu jeweils drei Stunden. Wobei wir uns am Tag nicht so strickt an den Plan hielten. Wer er sich am fittesten fühlte, hat die Schicht jeweils übernommen.
Nicht alle Segler nehmen es mit der Wache so genau, doch wir wollen immer gerüstet sein falls etwas passieren würde. Wen man bei einem Ereignis aus dem Schlaf gerissen wird, muss man sich erst einmal orientieren, was wertvolle Zeit kosten kann.
Der Atlantik ist gross und dennoch mussten wir vier mal unseren Kurs korrigieren, um anderen Schiffen auszuweichen. Man weiss ja nie, ob ein grosser Frachter uns wirklich immer im Blick hat. Für uns ist Sicherheit auf einer Überfahrt immer sehr wichtig, weshalb wir auch immer unsere Wachen sehr ernst nehmen, die Umgebung beobachten, den Motor kontrollieren und Logbuch führen.
Neben den eindrucksvollen Sonnenauf- und Untergängen war auch der Sternenhimmel wundervoll. So einsam auf dem Atlantik und weit entfernt von allen Menschen, ist in der Nacht der Sternenhimmel einfach einzigartig. Wir hatten diesmal keinen Vollmond wodurch wir einen Blick auf Millionen von Sternen und auf die Milchstrasse hatten. Ein Moment um im Gedächtnis festzuhalten.
Die Verpflegung an Bord war ausgezeichnet. Ich hatte verschiedene Saucen vorbereitet, damit man sich schnell eine Mahlzeit zubereiten konnte, ohne grossen Aufwand, auch wenn eigentlich nur ich davon gegessen habe.
Wir reagieren nämlich ganz unterschiedlich bei längeren Überfahrten. Ich bekomme Kohldampf, während Mike und Janina fast nichts essen. Während der Hinfahrt begleiteten uns jeden Tag mehrmals Delphine, bei der Rückfahrt sichteten wir einige Schildkröten . Gott sei Dank war es um einiges milder dieses Mal, die Nächte waren frisch aber gut aushaltbar, da tagsüber meist die Sonne schien mit gelegentlichen regnerischen Unterbrüchen. Bis auf eine Nacht in der der Wind auffrischte und die Wellen zunahmen, war es eine ruhige und angenehme Zeit.
Ein etwas unangenehmer Gedanke, als wir in die Strasse von Gibraltar einfuhren war, dass sich dort angriffslustige Orcas herumtreiben könnten, welche in den vergangenen Monaten schon mehrere Segelschiffe beschädigt hatten. Die Orcas erstaunlich koordiniert vorgehen und sich systematisch abwechseln, während sie immer wieder gegen das Schiff schwimmen und am liebsten das schwächste Schiffsteil angreifen und deformieren: das Ruder. Dadurch wir dann die eh schon unangenehme Lage zusätzlich durch Manövrierunfähigkeit verschlimmert. Wir hatten im Vorfeld darüber gesprochen was wir tun könnten, sind uns aber nicht einig geworden und hofften, dass es einfach nicht soweit kommen würde.
So waren wir natürlich erleichtert als wir unbeschadet bis in die Bucht vor Gibraltar kamen. Die Begrüssung übernahmen zum Glück die Delphine und nicht die Orcas. Ein krönender Abschluss für eine schöne und abenteuerliche Überfahrt. In Gibraltar angekommen ging es gleich nach dem einklarieren (sich beim Hafen anmelden) ins Restaurant essen. Witzigerweise hatten wir alle zumindest in geschlossenen Räumen mit starkem Landgang zu kämpfen. Es ist doch jedes mal faszinierend, wie der Körper auf verschiedene Situationen reagiert. Nach dem Essen gönnten wir uns den ersehnten Schlaf und eine Dusche, um für weitere Entdeckungen und Abenteuer gerüstet zu sein.
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